Manchmal liegen die schönsten Entdeckungen nicht auf einem Flohmarktstand, sondern direkt über unseren Köpfen – verborgen unter einer Schicht aus Staub und Vergessen. So war es bei der Porzellanvase, die ich eines Tages auf dem Dachboden fand.
Es war ein verregneter Nachmittag, als ich beschloss, den Dachboden meiner Eltern aufzuräumen. Zwischen alten Koffern, vergilbten Fotoalben und Möbeln, die schon lange niemand mehr benutzt hatte, entdeckte ich einen Karton, der so unscheinbar war, dass ich fast daran vorbeigegangen wäre.
Als ich den Deckel öffnete, sah ich sie: eine schlanke Porzellanvase, zart bemalt, mit feinen, goldenen Linien, die wie kleine Sonnenstrahlen wirkten.
Am unteren Rand entdeckte ich eine Gravur – ein Zeichen, das ich nicht sofort einordnen konnte. Es sah aus wie eine Mischung aus Initialen und einem kleinen Symbol, fast wie ein Siegel. Ich fragte in der Familie nach, doch niemand wusste, woher die Vase stammte oder wer sie besessen hatte.
Dieses Geheimnis machte sie für mich noch wertvoller.
Als ich die Vase genauer betrachtete, fiel mir auf, wie fein die Bemalung war. Winzige Blüten, fast durchscheinend, wirkten, als würden sie im Licht tanzen. Der Porzellanrand hatte feine Risse – sogenannte Krakelee – die vom Alter zeugen und der Vase einen besonderen Charme verleihen.
Vielleicht war sie ein Hochzeitsgeschenk. Vielleicht wurde sie einst aus einem anderen Land mitgebracht. Vielleicht gehörte sie jemandem, der sie besonders schätzte – oder sie stand jahrelang unbeachtet in einer Ecke, bis sie jetzt wieder ans Licht kam.
Ich habe die Vase vorsichtig gereinigt und ihr einen Platz in meinem Wohnzimmer gegeben. Dort steht sie nun, gefüllt mit frischen Blumen im Frühling oder Tannenzweigen im Winter – und jedes Mal, wenn ich sie ansehe, denke ich an den Tag, an dem ich sie fand, und an all die Geschichten, die sie vielleicht noch in sich trägt.
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